Linda Howard by Heißkalte Glut

Linda Howard by Heißkalte Glut

Autor:Heißkalte Glut [Heißkalte Glut]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


11

Beunruhigt legte Faith den Telefonhörer auf die Gabel zurück. Das war jetzt das sechste Mal, daß sie Francis Pleasant angerufen und keine Antwort erhalten hatte. Eine Sekretärin beschäftigte er nicht. Diese Rolle hatte früher Mrs. Pleasant ausgefüllt, und nach ihrem Tode hatte er nicht den Mut gehabt, sie zu ersetzen. Mr. Pleasant hatte das Hotel verlassen, besser gesagt, er hatte die Schlüssel auf dem Nachttisch zurückgelassen, und seine Sachen waren nicht mehr da. Da er das Zimmer vorab bezahlt hatte, war das so ungewöhnlich nicht.

Ungewöhnlich jedoch war, daß er sie nicht wie versprochen angerufen hatte. Sie glaubte nicht, daß er es vergessen hätte. Irgend etwas stimmte da nicht. Eingedenk seines gesundheitlichen Zustandes befürchtete sie, daß er im Krankenhaus lag und zu krank war, um zu telefonieren. Bei dem Gedanken an einen einsamen Tod zog sich ihr Magen zusammen. Irgend jemand sollte doch wenigstens bei ihm sein und seine Hand halten, so wie sie damals Scotties gehalten hatte.

Abgesehen von ihrer Sorge um ihn wußte sie nicht, wen er befragt und was – wenn denn überhaupt etwas – er dabei herausgefunden hatte. Sie würde alleine weitermachen müssen, ohne seine Antworten auswerten zu können.

Sie hatte keine klare Vorstellung über ihre Vorgehensweise oder wonach sie Ausschau halten und welche Fragen sie stellen sollte – immer vorausgesetzt, daß man sich überhaupt zu einem Gespräch mit ihr bereitfinden würde. Neuzugezogene würden ihr natürlich Auskünfte geben, allerdings wüßten die nicht viel zu erzählen. Die Alteingesessenen dagegen verfügten über Informationen, würden aber vermutlich Grays Anweisungen folgen und jeden Kontakt mit ihr meiden.

Eine plötzliche Idee jedoch ließ sie schmunzeln. Es gab einen Menschen, der mit ihr, wenn auch nicht aus freien Stücken, sprechen würde.

Sie bürstete sich die Haare und drehte sie zu einem schweren Knoten, den sie mit wenigen Nadeln feststeckte. Ein paar Strähnen hingen ihr ins Gesicht und in den Nacken. Dabei beließ sie es, und wenige Minuten nach ihrer Entscheidung war sie schon Richtung Prescott zu Morgans Lebensmittelladen unterwegs.

Erwartungsgemäß wurde sie augenblicklich von Morgans Frau bemerkt. Faith beachtete sie nicht, sondern schlenderte auf das Kühlregal im hinteren Teil des Ladens zu, wo sie vor Mrs. Morgans guten Ohren sicher war. Es dauerte nicht lange, bis Ed schnellen Schrittes durch die Regalreihen eilte. Auf seinem fleischigen Gesicht spiegelte sich sowohl Ungeduld als auch Ablehnung. »Vielleicht haben Sie es noch nicht ganz richtig verstanden«, bemerkte er schnaufend, als er vor ihr zum Stehen gekommen war. »Ich will Sie in meinem Laden nicht sehen! Hier können Sie keinerlei Einkäufe tätigen.«

Faith blieb ruhig stehen und lächelte ihn kühl an. »Ich bin nicht hierhergekommen, um etwas zu kaufen. Ich möchte Ihnen ein paar Fragen stellen.«

»Wenn Sie nicht sofort gehen, hole ich die Polizei«, erwiderte er und blickte sich verunsichert um.

Die Erwähnung der Polizei zog ihr den Magen zusammen, vermutlich genau die von ihm erwünschte Reaktion. Sie richtete sich auf und zwang sich dazu, die Drohung zu ignorieren. »Wenn Sie meine Fragen beantworten«, sagte sie leise, »bin ich in wenigen Minuten hier wieder raus. Wenn nicht, dann wird Ihre Frau vielleicht mehr erfahren, als Ihnen lieb ist.



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